„Österreichs Betriebe sind aufgrund des sich immer weiter verfestigenden Arbeits- und Fachkräftemangels mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Im Kampf gegen diese Entwicklung spielt eine zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik eine zentrale Rolle. Es braucht jetzt eine umfassende Reform der Arbeitslosenversicherung, die Menschen wieder rasch in Beschäftigung bringt und Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit fördert. Es gilt Beschäftigungsanreize zu stärken und das vorhandene Potenzial am österreichischen Arbeitsmarkt gezielt zu heben“, betont der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, anlässlich der heute durch das AMS veröffentlichten Zahlen zur aktuellen Lage am Arbeitsmarkt.
Die Zahl, der beim AMS arbeitslos gemeldeten bzw. sich in Schulung befindenden Personen, ist im Vergleich zum Vormonat erfreulicherweise wieder gesunken und liegt mit knapp über 306.000 nach wie vor weit unter Vorkrisenniveau. Auch die beim AMS gemeldeten offenen Stellen liegen im September, mit beinahe 129.000, weiterhin auf Rekordniveau. Lässt man die Schulungsteilnehmer außer Betracht, dann gibt es beispielsweise in Oberösterreich und Salzburg weit mehr offene Stellen als arbeitssuchend gemeldete Personen, wobei es hingegen in Wien fünf Mal mehr Arbeitssuchende als gemeldete offene Stellen gibt. Diesem regionalen Ungleichgewicht muss gegengesteuert und die Arbeitsmobilität innerhalb Österreichs erhöht werden. Aus Sicht der Industrie braucht es jetzt eine umfassende und echte Arbeitsmarktreform, die Arbeitsanreize stärkt und Menschen und Betriebe zusammenführt. „Ein Schlüssel zur Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Industrie- und Arbeitsstandortes Österreich sind ausreichend Arbeits- und Fachkräfte. Es ist daher höchst an der Zeit, strukturelle Reformmaßnahmen anzugehen“, so Neumayer.
Umfassende Bildungs- und Berufsorientierung an AHS-Unterstufe und Mittelschule notwendig
Auch auf dem Lehrstellenmarkt spiegelt sich der zunehmende Fachkräftemangel wider, so waren beim AMS zuletzt etwas über 7.440 Lehrstellensuchende gemeldet. Diesen standen über 12.220 sofort verfügbare offene Lehrstellen gegenüber, was einem Lehrstellenüberhang von beinahe 4.800 entspricht. Um der Lehre dauerhaft den Stellenwert zu geben, der ihr zusteht, brauche es mehr: „Eine umfassende Bildungs- und Berufsorientierung an AHS-Unterstufe und Mittelschule, die auch die Vorteile einer Lehre in der Industrie klar vermitteln kann, wenn notwendig im Rahmen eines eigenen Pflichtfachs, wäre die Grundlage dafür, dass junge Menschen eine solche Ausbildung überhaupt in Erwägung ziehen“, führt Neumayer aus. Außerdem müssten weiterführende Möglichkeiten wie Lehre mit Matura, der „Bachelor professional“ oder eine neu zu etablierende höhere Berufsbildung viel stärker in der Bevölkerung bekannt gemacht werden. Denn „die nächste Generation an Fachkräften wird für den Erfolg bei Zukunftsthemen wie der Energiewende oder der Digitalisierung entscheidend sein“, so der Generalsekretär abschließend.