Standortpolitische Vernunft gesucht

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Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Im Rahmen der Vorstandssitzung der Industriellenvereinigung Wien wurde Präsident Christian C. Pochtler wiedergewählt. Thematisch stand die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Zentrum.

Christian C. Pochtler, geschäftsführender Alleingesellschafter der Pochtler Industrieholding GmbH / iSi Group, wurde am 18. September in der Vorstandssitzung der Industriellenvereinigung Wien für eine zweite Amtsperiode (2023–2027) wiedergewählt. Ihm werden Patricia Neumann, Vorstandsvorsitzende Siemens AG Österreich, Iris Ortner, geschäftsführende Gesellschafterin IGO Industries GmbH, Ursula Simacek, CEO Simacek Holding GmbH, sowie Michael Strugl, CEO Verbund AG, als Vizepräsidentinnen bzw. Vizepräsident zur Seite stehen. Im Rahmen der nächsten Sitzung wird das neue IV-Wien-Präsidium schließlich noch durch die Kooptierung des Spartenobmanns der Sparte Industrie der WK Wien, Stefan Ehrlich-Adam, Geschäftsführer EVVA Sicherheitstechnologie GmbH, sowie den Vorsitzenden der Jungen Industrie Wien, Maximilian Nimmervoll, Gründer und Geschäftsführer TEDDY Gruppe sowie Geschäftsführer Johann Kattus GmbH, komplettiert. 

„Die Wirtschaft schrumpft, die Industrie ist klar in der Rezession, die Aufträge sind in einigen Branchen massiv eingebrochen. Gleichzeitig sind wir bei den Lohnstückkosten leider top in Europa und haben nach wie vor eine viel zu hohe Inflationsrate. In Summe stürzt unsere Wettbewerbsfähigkeit als Standort massiv ab“, so Präsident Pochtler, der den Vorstandsmitgliedern der IV-Wien für das in ihn gesetzte Vertrauen dankte. Die nächsten Monate würden eine enorme Herausforderung für den Industrie- und Arbeitsstandort Österreich und Wien, so Pochtler: „Da wird es eine starke Stimme der standortpolitischen Vernunft dringend benötigen.“ 

Wettbewerbsfähigkeit im Sinkflug

In seinem Statement betonte auch der Gast der Vorstandssitzung, IV-Präsident Georg Knill, die derzeit trüben konjunkturellen Aussichten. Neben der hierzulande viel zu hohen Inflationsrate habe Europa auch bei den Energiekosten, gemessen beispielsweise an den USA, weiter das Nachsehen.

In Summe belaste das (und auch die viel zu hohen Arbeitskosten hierzulande) die Standortattraktivität. „Diskussionen über immer neue Steuern schädigen den Standort weiter, diese Debatten sind in der derzeitigen Situation unverantwortlich“ – umso wichtiger wäre nun das richtige Augenmaß bei den kommenden KV-Verhandlungen, so Knill. Denn immerhin liege Österreich bereits jetzt bei der Arbeitskostenlast rund 30 Prozent über dem EU-Schnitt. Gleichzeitig sei auch das Problem des Arbeitskräftemangels in Österreich besonders stark zu spüren: Mit einem Anteil von 5,4 Prozent der offenen Stellen in der Privatwirtschaft liegt Österreich hier gemeinsam mit Belgien ex aequo an der letzten Stelle. Aufgrund der Demografie werden in den nächsten zehn bis zwölf Jahren rund 540.000 Menschen am Arbeitsmarkt fehlen. In Summe haben all diese Faktoren dazu geführt, dass sich Österreich in diversen Wettbewerbsrankings deutlich verschlechtert hat.

So liegt unser Land im heurigen IMD World Competitiveness Ranking auf Rang 24, unser Nachbar Deutschland auf Rang 22. Das Ranking wird von Dänemark angeführt, unser Nachbar Schweiz liegt auf Rang drei. Besonders bitter ist aber eben die Entwicklung der letzten Jahre: So lag Österreich vor 15 Jahren noch knapp an der Grenze zu einer Top-10-Platzierung – und einige Ränge vor Deutschland.

Foto: IV