Industrie und Spitzenforschung im Dialog

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Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Am 17. Jänner 2024 bekam ein handverlesenes Publikum einen faszinierenden Einblick in die Welt der molekularen Biotechnologie sowie ihrer Vermarktung.

Er sei hocherfreut, „dass wir zum ersten Mal seit 2019 wieder in diesem besonderen Rahmen diesen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft pflegen können“, so der Präsident der IV-Wien, Christian C. Pochtler – denn gerade angesichts der in Österreich überdurchschnittlichen Wissenschaftsskepsis sei ein solcher Austausch wichtiger denn je, und auch „die Wirtschaft“ werde in der öffentlichen Debatte ja nicht immer positiv gesehen. Man müsse daher gemeinsam „an Politik und Zivilgesellschaft appellieren, dass man Wissenschaft und Wirtschaft nicht als Bedrohung sehen darf “, so der Präsident. Dies sei vor 100 Jahren anders gewesen; heute scheine oft zu gelten: „Follow the Angst, not the science.“


Auch der Wissenschaftliche Direktor des IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Jürgen Knoblich, freute sich über die Gelegenheit, „ein Update“ über die Tätigkeiten seines Instituts zu geben. Das IMBA ist eine der weltweit führenden Forschungsinstitutionen im Bereich der „Organoid Technology“ – dabei werden aus Stammzellen kleine dreidimensionale Herz-Organoiden, „Cardioide“ genannt, hergestellt. Dies sei ein wichtiger Fortschritt, so Knoblich, denn traditionell erfolge die Erforschung von Krankheiten und deren Heilungsmöglichkeiten über Tierversuche. Diese Methode habe aber Grenzen, da der menschliche Körper teilweise doch ganz anders aufgebaut sei. Biologische Prozesse mithilfe der neuen Organoid-Technologie zu modellieren und zu erforschen eröffne hier völlig neue Möglichkeiten.

„Sind erst am Anfang“

Sasha Mendjan, Gruppenleiter am IMBA, führte die Teilnehmer in die Grundlagen der Organoid-Forschung ein. Wie wichtig es sei, gerade in der Herzforschung neue Wege zu bestreiten, untermauerte er dabei eingangs mit einer Statistik: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind für 32 Prozent der Todesfälle verantwortlich, gleichzeitig gebe es in diesem Feld nur rund zwei Prozent der jährlichen Innovationen im Medizinbereich. Bei der Arbeit mit den Cardioiden sei man in den vergangenen Jahren weit gekommen, der Herstellungsprozess sei inzwischen sogar automatisiert. Dies ermögliche Tests in Serie; etwa, um herauszufinden, welche Stoffe welche Auswirkungen auf die Entwicklung des embryonalen Herzens haben. Ein wichtiger Forschungsansatz, werden doch rund zwei Prozent aller Babys mit einem Herzfehler geboren. 56 Prozent der Ursachen für diese Herzfehler seien aber noch unerforscht, so Mendjan. 

Nach dem beeindruckenden Ausflug in die Welt der molekularen Biotechnologie informierte Michael Krebs, Mitbegründer und CEO des Startups „HeartBeat. bio“, die Teilnehmer über die Herausforderungen bei der Übersetzung von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in profitable Geschäftsmodelle. Wichtig sei dabei, nicht zu „technologieverliebt“ zu denken; man müsse sich vielmehr am Kunden und den schnellen Zyklen am Markt orientieren. In Österreich sei es in der Pre-Seed- bzw. Seed-Phase eines Startups noch relativ einfach, an Finanzierungen zu kommen, bei der Followon-Finanzierung sei dies aber sehr viel schwieriger, und hier insbesondere im Bereich der Biotechnologie. Man brauche daher starke Partner, denn „Wissenschaft kann nur gemeinsam mit der Wirtschaft funktionieren“, so Krebs.