Wer macht morgen die Arbeit?

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Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Der demografische Wandel führt dazu, dass in den nächsten zehn Jahren in Österreich 540.000 Beschäftigte fehlen. Im Rahmen eines Themenfrühstücks im Haus der Industrie wurden mögliche Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Herausforderung diskutiert.

14.4.2025

Die IV-Wien-Vizepräsidentin Ursula Simacek, CEO und Miteigentümerin der SIMACEK Holding GmbH, betonte in ihrer Begrüßung, dass Österreich echte Reformen brauche: „Es ist wie mit einer Kur: Auch wenn man weiß, dass es einem gut tut, muss man sich zuerst einmal überwinden. Aber nach einiger Zeit merkt man dann die positiven Folgen.“ Man müsse stärker in die Strukturen eingreifen, ansonsten sei das Land weder zukunftsfit noch wettbewerbsfähig. Beim Thema Fachkräfte gebe es zwar einige Initiativen, sowohl auf Bundes- als auch Landesebene, aber: „Was fehlt, ist eine abgestimmte Gesamtstrategie“, so die Unternehmerin. In seinem folgenden Impuls unterstrich der Chefökonom der IV, Christian Helmenstein, wie „extrem positiv“ er den Titel „Wer macht morgen die Arbeit?“ finde, denn „vor einigen Jahren haben viele von der drohenden Massenarbeitslosigkeit durch Digitalisierung und Robotisierung gesprochen; das ist aber ausgeblieben.“ Frühere industrielle Revolutionen hätten sozusagen die Muskelkraft der Menschen verstärkt, durch den Einsatz von KI werde der menschliche Geist als Instrument gestärkt.

„Haben ein riesiges Bildungsthema“

In der anschließenden Podiumsdiskussion hob Petra Draxl, Vorstandsmitglied des AMS Österreich, hervor, dass man in Österreich weiter einen Fachkräftemangel habe, ein großer Teil der derzeitigen Arbeitslosen verfüge jedoch nur über geringe Bildungsabschlüsse. „Wir haben also ein riesiges Bildungsthema“, erklärte sie. Langfristig finde sie es zudem problematisch, dass „wir uns viel zu wenig mit der Demografie beschäftigen“; dies werde vor allem Regionen wie etwa Kärnten oder das Burgenland massiv betreffen. Um die in Österreich verbreitete Teilzeit einzudämmen, brauche es sicher Reformen, etwa im Steuerbereich oder beim Thema Kinderbetreuung. Auch Andreas Matthä, CEO der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), betonte die Bedeutung von Bildung – denn immerhin erhöhe die fortschreitende Digitalisierung eben auch den Bildungsdruck. Die ÖBB wachsen derzeit stark und suchen jährlich zwischen vier- und fünftausend neue Mitarbeiter. Für die Bahn sei die Lehrlingsausbildung zentral, so Matthä: „Ohne die gäbe es uns nicht.“ Der Eigentümer und CEO der Humanocare Group, Julian Hadschieff, ging in seinem Statement ebenfalls auf das Thema Demografie ein, aber aus Sicht der Pflege: Man unterschätze nach wie vor den „massiven Bedarf “ an zusätzlichen Pflegekräften aufgrund des demografischen Wandels. Roboter könnten hier auch in den nächsten Jahren nur bedingt Aufgaben übernehmen. Die Entwicklungen rund um KI seien allerdings tatsächlich ein „extrem großer Vorteil“ für Menschen mit Behinderung. Hadschieff bezifferte die Lücke bei Pflegekräften in den kommenden Jahren mit rund 70.000 Personen.


Foto: Fotograf Alexander Müller www.alexandermueller.at

v.l.n.r.: András Szigetvari (Moderation "Der Standard"), IV-Wien Vizepräsidentin Ursula Simacek (Simacek Holding), Andreas Matthä (ÖBB), Petra Draxl (AMS), Julian Hadschieff (Humanocare).