CAPE 10: Benachteiligten Menschen Chancen auf Chancengleichheit bieten

Foto: Cape 10

Univ.-Prof. Siegfried Meryn

S. Meryn, Initiator des von der IV-Wien unterstützten Sozialprojekts CAPE 10, sprach mit den iv-positionen über die Projektidee, den Stand der Umsetzung und das geplante Future Health Lab.


Was ist CAPE 10 und welches Ziel verfolgen Sie mit diesem Projekt?

CAPE 10 – Haus der Zukunft und sozialen Innovation – ist neben dem Kinderförderprojekt „MAX & LARA“ und dem Soforthilfeprojekt „Initiative NEIN ZU KRANK UND ARM“ das dritte Projekt der gemeinnützigen CAPE 10 Stiftung. CAPE 10 soll ein moderner, zukunftsorientierter, öffentlicher Lebensraum sein, ein Symbol gesellschaftlicher Neuausrichtung und sozialer Verantwortung, Impulsgeber und Katalysator für eine neue Form des Zusammenlebens von Jung und Alt. Ein Ort der Begegnung und Hoffnung für alle, beispielgebend für eine Symbiose von unterschiedlichen sozialen Gruppierungen der Gesellschaft.

Wie kam es zu dieser Idee?

Dass Krankheit zu Armut führen kann, ist bekannt. Und man weiß auch, dass Menschen, die in Armut geboren werden, eine bis zu 10 Jahre kürzere Lebenserwartung haben. Dies war der Auslöser für mich, die Initiative „NEIN ZU KRANK UND ARM“ ins Leben zu rufen. Das war Schritt eins auf dem Weg zu CAPE 10, einem Ort, der benachteiligten Menschen, vor allem Jugendlichen und Kindern, Chancen auf Chancengleichheit bietet. Chancen auf Gesundheit, auf Bildung, auf Zugang zu Kunst und Kultur – unabhängig von gesellschaftlichem und sozialem Status.

Das Gebäude im Sonnwendviertel wurde Ende letzten Jahres als zentrale Anlaufstelle für all Ihre Aktivitäten fertiggestellt. Welche Angebote gibt es dort schon und welche sollen noch folgen?

Obdach Ester, das Tageszentrum für obdachlose Frauen, hat im März eröffnet und bietet dort bis zu 100 Frauen die Möglichkeit, sich auszuruhen, zu duschen, zu kochen, Wäsche zu waschen und sich untereinander auszutauschen. Eine Primärversorgungseinheit und eine Kinderarzt-Gruppenpraxis starten ihren Probebetrieb im Sommer. Gleichzeitig wird die Apotheke aufsperren. Ab November 2021 wird es in Kooperation mit der Vinzenz Gruppe und in gemeinnütziger Trägerschaft ein Beratungszentrum mit ehrenamtlichem FachärztInnen-Netzwerk geben, in dem auch jene Menschen betreut werden, die über keine Krankenversicherung verfügen. Das gesamte zweite Obergeschoss wird ab Dezember 2021 zu einem Gesundheitslabor der Zukunft (Future Health Lab) werden.

Ein Teilprojekt von CAPE 10 wird also das „Future Health Lab“ sein. Was können wir uns darunter konkret vorstellen?

COVID-19 hat vieles verändert: Wissens- und Wertschöpfungsnetzwerke haben sich im digitalen Bereich völlig neu geordnet und darum wollen wir die Gesundheitswirtschaft in Österreich in ihrer Verschränkung mit anderen Bereichen, vor allem dem Technologiesektor, neu denken und stärken. Wir suchen gemeinsam mit allen Partnern aus der Gesundheitswirtschaft nach innovativen Lösungsansätzen jenseits des Status quo.

Das Future Health Lab ist ein völlig neuartiger interdisziplinärer Innovationsraum und eine Innovationsplattform für die Entwicklung von Lösungen für spezifische, im Vorfeld definierte Herausforderungen im Bereich der Gesundheitswirtschaft. Die betroffenen Projektbereiche sind spartenübergreifend und reichen von IT über Medizintechnik, Health & Wealth, Pharma und Ernährung bis hin zu Lifestyle.

Das Future Health Lab dient dabei als Innovationsschnittstelle und Plattform, die nicht nur Raum zur Verfügung stellt, sondern Experten verschiedener Sparten zusammenführt. Ziel ist es, hier vor allem auch die Privatwirtschaft mit dem öffentlichen Bereich kurzzuschließen, um konkrete und umsetzbare Produkte und Lösungen im digitalen Gesundheitsbereich zu entwickeln.

Welche Anknüpfungspunkte gibt es für Industrie und Wirtschaft?

Die Stadt Wien hat das Future Health Lab als Leit- und Leuchtturmprojekt für den Schwerpunkt „Gesundheitsmetropole Wien“ im Rahmen der „Wirtschaft- und Innovationsstrategie Wien 2030“ ausgewählt. Dies mit dem Ziel, Wien bis 2030 als eine der fünf führenden europäischen Forschungs- und Innovationsmetropolen im Gesundheitsbereich zu verankern, wie es die Smart City Wien-Rahmenstrategie vorsieht. Das Future Health Lab ist ein völlig neues Innovationsökosystem. Die spartenübergreifenden Wirtschaftsbereiche werden Experten aus den unterschiedlichsten Themenfeldern beschäftigen. Hier bieten sich vielfältige wirtschaftliche Möglichkeiten an. Dabei ruht dieses einzigartige Gesundheitsinnovations-Ökosystem auf drei Säulen:

  • einer anwenderbezogenen „cross over“-Produktentwicklung und Pilotierung mit direkter Anbindung an das österreichische Gesundheitssystem,
     
  • einem Gesundheits-Bildungszentrum sowohl für die breite Öffentlichkeit als auch für alle Gesundheitsberufe

    und schließlich,

  • einer Datenplattform für innovative Lösungen in Bezug auf Digital Health.
    Die Zukunft hat schon begonnen, wir müssen Gesundheit neu denken!