Wiener Strategieforum eröffnet

Am 28. Mai fand das Wiener Strategieforum in Kooperation mit der IV-Wien statt. Das Forum bietet jährlich eine Plattform für den Meinungs- und Gedankenaustausch zwischen führenden Strategieforschern und Top-Entscheidern aus der Wirtschaft.

Beim Opening Talk zwischen IV-Wien-Präsident Christian C. Pochtler und Gastgeber Prof. Werner Hoffmann von der WU Wien standen die Lehren aus der Corona-Krise und die notwendigen Rahmenbedingungen für eine nachhaltigere Wirtschaft im Mittelpunkt. 

Weniger Ideologie, mehr Pragmatismus

Präsident Pochtler wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass Österreich mit einem BIP-Rückgang von minus 6,6 Prozent im Jahr 2020 die größte ökonomische Krise seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat: „Um die dadurch entstandenen Herausforderungen erfolgreich bewältigen und sich zugleich für die Klimakrise wappnen zu können, müssen jetzt die richtigen Lehren aus der Pandemie gezogen und entsprechende Weichen gestellt werden. 

Es müssen jetzt die richtigen Lehren aus der Pandemie gezogen und entsprechende Weichen gestellt werden.

Besonders wichtig ist dabei die globale Lösungskoordination ebenso wie klare, erreichbare und gesellschaftlich breit akzeptierte Zielsetzungen.

Die Debatte über mögliche Lösungen muss stets mit einem holistischen Mindset geführt werden und auf eine ausgewogene Koexistenz von Ökologie, Ökonomie und sozialer Nachhaltigkeit Rücksicht nehmen – frei von Dogmen und Ideologien.“

Die Industrie begreife sich dabei, so Pochtler, „als essenzieller Teil der Lösung und steht der Politik mit ihrem Innovationsgeist und ihrer technologischen Expertise jederzeit als pragmatischer Partner zur Seite“.

Die Ökologisierung der Wirtschaft

Im Anschluss an den Opening Talk diskutierten Bundesministerin Leonore Gewessler, Wolfgang Leitner (Vorstandsvorsitzender, Andritz AG) und Michael Junghans (Sprecher der Geschäftsführung, WIG Wietersdorfer Holding) darüber, ob die Ökologisierung der Wirtschaft „die“ Wachstumschance für Europa sei. Die Bundesministerin war sich sicher, dass Umwelt- und Klimalösungen aus Europa im globalen Wettbewerb exzellent positioniert seien und große wirtschaftliche Chancen bieten würden. Wolfgang Leitner unterstrich, dass Wirtschaft und Industrie in den vergangenen Jahrzehnten bereits eindrucksvolle Beiträge zum Klimaschutz geleistet hätten und der Gedanke der Ressourceneffizienz in Unternehmen schon jetzt aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen heraus stark ausgeprägt sei. Michael Junghans wiederum betonte, dass die Politik noch an einigen Stellschrauben drehen könne – um etwa Bewilligungsverfahren für dringend notwendige Energieinfrastruktur zu beschleunigen –, bevor sie auf Ge- und Verbote als ultima ratio zurückgreifen müsse.

Leadership in Technologieunternehmen

In der nachfolgenden Diskussion zu „Leadership in Technologieunternehmen“ stellte Andreas Bierwirth, CEO von Magenta Telekom, die These in den Raum, dass durch Digitalisierung jede Firma zu einem Technologieunternehmen geworden sei. An diese neuen Gegebenheiten müsse sich auch die Geschäftsführung anpassen und schneller und agiler agieren. Sabine Herlitschka, CEO von Infineon Technologies Austria, will Hightech einfacher, sicherer und grüner machen. Datengetriebene Technologien seien in unserer Zeit die neue Währung. Ähnlich betonte auch Theodor Weimer, CEO Deutsche Börse, dass die Zukunft in der Datenverarbeitung liege. Diese Erkenntnis müsse sich noch stärker am Arbeitsmarkt niederschlagen. Data Scientists wären etwa sehr begehrte und gut bezahlte Fachkräfte, von denen es aber noch viel zu wenige gebe.

Nachhaltiges Wirtschaften, Blue Oceans und erfolgreiches Entrepreneurship

Boris Marte, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der ERSTE Stiftung, erklärte in seinem Vortrag, inwieweit nachhaltiges Wirtschaften als gesellschaftliche Verantwortung gesehen werden könne. Beim „Theory to Practice Strategy Award“ wurden die beiden INSEAD Business School-Professoren Renée Mauborgne und W. Chang Kim für ihre Publikation „Blue Ocean Shift“ ausgezeichnet. Zuletzt schilderten die Gewinner des „EY Entrepreneur of the Year Awards“ Eric Demuth und Paul Klanschek, CEOs von Bitpanda, wie sie mit ihrem Unternehmen zum bisher einzigen österreichischen Unicorn – also einem Start-up-Unternehmen mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar – wurden.