Erfolgsgeschichte Österreich gefährdet

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Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Über 700 Gäste fanden sich Ende Juli im Kursalon Wien beim Sommerfest der IV-Wien ein. Bei bestem Wetter wurde bis in die Nacht politisiert und diskutiert. Der Ausblick: wolkig.

In seiner Keynote legte Präsident Christian C. Pochtler dar, in welch schwieriger Lage sich der Standort Österreich aufgrund der vielen Verwerfungen in der Welt befinde. Unabhängig davon, wie die nächste Bundesregierung zusammengesetzt sein werde, warte eine wahre Mammutaufgabe auf die Politik: „Wir ersticken in nicht wertschöpfender Bürokratie und Formalismus. Wir wollen und müssen im internationalen Wettbewerb schneller schwimmen als die Konkurrenz – die Politik legt uns aber eine Bleiweste an, während unsere amerikanischen und chinesischen Mitbewerber gleichzeitig Schwimmwesten bekommen.“ Dies zeige sich einmal mehr auch beim IMD-Ranking zur Wettbewerbsfähigkeit, wie Pochtler betonte: „Die Produktivität steigt schon seit Jahren nicht mehr. Auch dadurch sind die Lohnstückkosten so stark gestiegen, dass wir in der Standortattraktivität ständig nach hinten durchgereicht werden.“ So befindet sich Österreich im heurigen Ranking, noch hinter Deutschland und Thailand, auf Rang 26. Auf den Spitzenplätzen seien jedoch viele Staaten, die ähnlich groß wie Österreich sind, so Pochtler, der als Beispiele etwa die vier Topplatzierten – Singapur, Schweiz, Dänemark und Irland – nannte. Im Unterschied zu Österreich seien dies aber eben Länder, die ihre Strukturen durch Reformen zukunftsfit halten, über eine effiziente Verwaltung verfügen und deren Schuldenquote deutlich unter der 60-Prozent Maastricht-Grenze liege. In Österreich fehle hingegen, so Pochtler, gerade beim Punkt strukturelle Reformen die „Ernsthaftigkeit, der ,sense of urgency‘“. Es müsse sich daher nach der Wahl im Herbst jedenfalls etwas ändern, so der Präsident. 

In Österreich werde über notwendige Reformen, ob nun bei den Pensionen, der Verwaltung oder dem Föderalismus, immer nur viel geredet. „Wir müssen aber endlich vom Reden ins Tun kommen.“ Österreich habe prinzipiell noch eine gute Ausgangsbasis: So habe sich unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg Schritt für Schritt zu einer erfolgreichen Exportnation gemausert, „eine Erfolgsgeschichte, die die Menschen in diesem Land gemeinsam geschrieben haben“, so Pochtler. Diese Erfolgsgeschichte wolle man weiterschreiben, dazu brauche es aber die richtigen Rahmenbedingungen, denn dann sei die Industrie „ein Selbstläufer: Veränderung, Fortschritt und Innovation sind in unserer DNA“.