In einer Welt, die mit immer neuen Herausforderungen zu kämpfen hat, avancieren Forschung, Technologie und Innovationen (FTI) zu Hoffnungsträgern für eine lebenswerte Zukunft – denn egal, ob es um die Bewältigung der Twin Transition, um medizinische Lösungen für eine alternde Gesellschaft, die Eroberung des Weltraums oder das Streben Europas nach mehr Souveränität geht: Technologie und Innovation rücken überall immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Welche Rolle Industrie- Leitbetriebe für FTI in Österreich spielen, wurde im Rahmen einer neuen IV-Studie durch das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) untersucht.
Leitbetriebe sind standortmobile Entscheidungszentralen internationaler Unternehmen in Österreich. Sie sind hochgradig mit anderen Akteuren am Standort vernetzt und lösen damit hohe Multiplikatoreffekte in der Volkswirtschaft aus. Die 275 bislang in Österreich identifizierten Industrie-Leitbetriebe zeichnen damit nicht nur für rund eine Million Beschäftigungsverhältnisse und rund ein Viertel der heimischen Wertschöpfung verantwortlich; sie sind auch die Schlüsselakteure im FTI-System Österreichs. So investieren allein diese 275 Unternehmen rund 5,3 Mrd. Euro pro Jahr in F&E, was rund 41 Prozent der gesamten F&E-Aufwendungen Österreichs entspricht. Auch die Covid- Krise hat diesem hohen F&E-Engagement keinen Abbruch getan, denn selbst in den schwierigen Coronajahren haben die Leitbetriebe ihre F&E-Ausgaben weiter erhöht: um +2,7% (2020), +4,1% (2021) und +10,1% (2022). Leitbetriebe halten damit auch in stürmischen Zeiten ihren Innovationskurs; auch im Vertrauen darauf, dass die Politik diese Anstrengungen würdigt und die Weichen am Standort Richtung Zukunft stellt.
Produktion | 220 Mrd. (30 %) |
Wertschöpfung | 84 Mrd. (23 %) |
Beschäftigungsverhältnisse | 1.008.000 (21 %) |
Arbeitnehmerentgelte | 42 Mrd. (21 %) |
Arbeitnehmerinduzierte Abgaben | 19 Mrd. (21 %) |
Investitionen | 24 Mrd. (24 %) |
F&E-Ausgaben | 5,3 Mrd. (41 % gesamt bzw. 63 % Unternehmenssektor) |
Leitbetriebe agieren aber nicht als Inseln im Innovationssystem, sondern sind hochgradig mit anderen nationalen und internationalen Akteuren vernetzt; Kooperationen sind der wesentliche Schlüssel zu ihrem Technologieerfolg. Drei von vier Unternehmen arbeiten intensiv mit Hochschulen zusammen, die ihre wichtigsten Kooperationspartner im F&E-Bereich darstellen – aber auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen (z. B. dem AIT), Startups, Zulieferern und Kunden wird kooperiert. Diese Kooperationsbeziehungen haben sich zum Teil schon in der Covid-Krise intensiviert und werden in den nächsten Jahren weiter deutlich ausgebaut werden.
Kooperationen stärken alle Partner. Sie lösen „Spillover-Effekte“ aus, wodurch technologische Fortschritte und Know-how auf andere Branchen, Akteure und Regionen übertragen werden. Um die Größenordnung der Spillover-Effekte durch Leitbetriebe abschätzen zu können, wurden ihre Kooperationsaufwendungen analysiert und mit jenen anderer Unternehmen verglichen. Die Ergebnisse beeindrucken:
Damit zeigt sich nicht nur, dass durch die öffentliche Unterstützung von Unternehmens- F&E grundsätzlich das gesamte FTISystem in Österreich gestärkt wird, sondern es wird auch deutlich, dass Leitbetriebe anteilsmäßig sogar mehr F&E-Mittel für Kooperationen mit anderen Einrichtungen bereitstellen, als sie über öffentliche Förderungen erhalten. Die Politik ist gefordert, diese einzigartige Unternehmensgruppe mit ganzer Kraft bei ihrem Engagement zur Entwicklung von Zukunftslösungen zu unterstützen.