Die Situation rund um den Lehrermangel in Österreich verschärft sich zunehmend. Bis 2027 werden in Österreich mehr als 20.000 Lehrerinnen und Lehrer in Pension gehen. Zu wenig junge Menschen entscheiden sich aktuell, diesen Beruf zu ergreifen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: ein mitunter schlechtes Berufsimage in der öffentlichen Wahrnehmung, herausfordernde Arbeitsbedingungen in einem stark reglementierten System.
Ein weiterer Grund ist, dass es kaum Karrieremöglichkeiten gibt. Lehrerinnen und Lehrer begeben sich häufig schon im Lehramtsstudium in eine berufliche Sackgasse. Denn der Berufsweg ist relativ klar vorgegeben. Ein guter Hebel, um das Berufsbild zu attraktivieren, wäre es daher, Karrierewege zu ermöglichen.
In großen Schulen könnten beispielsweise verschiedene Bereiche für mehrere Teams geschaffen werden, wodurch neue Verantwortlichkeiten entstehen und ein „Mittleres Management“ eingezogen würde. Lehrkräfte könnten in dieser Logik nach Fachrichtung und Aufgaben in Teams – inklusive Teamleitung – aufgeteilt werden. So ließen sich Karrierewege eröffnen, die verschiedene Ausprägungen haben könnten.
Zudem haben auch Lehrerinnen und Lehrer Anspruch auf ein berufliches Umfeld, in dem sie individuell in ihrer professionellen Weiterentwicklung begleitet werden. Dieser Anspruch wird heute nicht ausreichend eingelöst. Wenn wir das System Schule als lernende Organisation begreifen, bedingt das auch ein neues Professionsverständnis für die Funktion und Rolle der Schulleitung. Diese hat umfassende Führungsverantwortung und muss über Managementkompetenzen verfügen.
Die IV setzt sich daher dafür ein, dass auch in der Schule Einzug hält, was in den allermeisten Unternehmen bereits seit langer Zeit gelebte Realität ist: Individuelle Personalentwicklung inklusive passender Fortund Weiterbildungen sowie die Eröffnung beruflicher Karrieremöglichkeiten.
Dieser Kommentar erschien zuerst im Magazin "iv-positionen", Ausgabe Juni 2023.