Welche Bedeutung hat der Weltraum und welche Potenziale sehen Sie im Raumfahrtsektor?
Kopetz: Die Weltraumindustrie war immer schon ein Innovationsmotor – viele Hightech- Entwicklungen aus der Raumfahrt, wie Photovoltaik oder Mikroelektronik, sind heute Alltag. Satelliten sind die Grundlage für Kommunikation, Klima- und Erdbeobachtung aber auch die Vernetzung für das hochautomatisierte und autonome Fahren sowie das Internet of Things (IoT). Der Markt wächst stark und soll laut Analysen bis 2040 ein Volumen von einer Billion Dollar erreichen. Vor allem privat finanzierte Start-Ups und Scale-Ups wie Blue Origin von Jeff Bezos oder SpaceX von Elon Musk, erhöhen die Marktchancen, beflügeln zugleich aber auch die Konkurrenz in Nordamerika und Asien.
Als Hightech-Unternehmen in der Raumfahrt – welche technologischen und wirtschaftlichen Chancen sehen Sie für Österreichs Unternehmen?
TTTech als europäisches Technologieunternehmen mit Headquarter in Wien konnte sich mit führender Netzwerktechnologie für die bemannte Raumfahrt am globalen Markt etablieren und ist Teil großer Weltraumprogramme wie NASA Orion, NASA Artemis und ESA Ariane 6 sowie Programmen in Japan. Im Weltraumsektor kann Österreich mit seiner Technologie und seinen gut ausgebildeten Arbeitskräften eine wichtige Rolle unter den globalen Innovations- und Technologieführern einnehmen. Der Sektor schafft nachhaltig und kontinuierlich Arbeitsplätze, auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Wie sehen Sie Europa im hochkompetitiven Weltraumsektor aufgestellt und welche Rolle spielt die European Space Agency (ESA) aus Ihrer Sicht?
Europa muss die Entwicklung neuer Technologien für den Weltraumsektor fördern und priorisieren, um nicht hinter große Player wie in Asien oder den USA zurückzufallen. Die EU und ESA ziehen bei der Kommerzialisierung des Sektors an einem Strang und sind Treiber dieser Kommerzialisierung, die zusätzliche Wertschöpfung in Europa schaffen soll. Die ESA nimmt eine tragende Rolle ein, muss aber ausreichend über Beiträge der einzelnen Länder finanziert werden. Nur das, was eingezahlt wird, kann auch über ESAProjektumsätze zurückfließen und für österreichische Unternehmen ein Vielfaches an Exportumsätzen generieren.
Österreich hat eine Weltraumstrategie 2030+ Mensch, Klima, Wirtschaft. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie in Österreich kurzfristig, welchen mittel- bis langfristig?
Die Weltraumstrategie 2030+ ist ein wichtiger Schritt. Die Industrie war in die Erstellung eng eingebunden und die ersten Maßnahmen wurden auch bereits mit der Erhöhung des ESA-Budgets seitens der Bundesregierung gesetzt. Jetzt gilt es, die gute strategische Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand wie dem BMK oder der sehr stark engagierten FFG noch weiter zu stärken, um die Wertschöpfung im Weltraumbereich auch langfristig in Österreich sicherzustellen.
Georg Kopetz ist Mitbegründer und CEO von TTTech, einem in Wien gegründeten Hightech-Unternehmen, das im Weltraumsektor führend ist.
Dieses Interview erschien zuerst im Magazin "iv-positionen", Ausgabe Juni 2023.