Ernüchternder Start in das „Superwahljahr“ 2024

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Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Mag. Martin Amor

Mediensprecher und Experte, Industriellenvereinigung Wien

Am 19. Februar fand die konstituierende Vorstandssitzung der IV-Wien für die Periode 2023 bis 2026 im Haus der Industrie statt. 

Präsident Christian C. Pochtler wandte sich gleich zu Beginn mit ernsten Worten an den Vorstand der Landesgruppe: „Der Start ins Jahr 2024 war nicht besonders gut. Die verschiedenen Krisen und Kriege haben sich verschärft und die Wirtschaftsdaten haben sich weiter verschlechtert.“ 

Damit gemeint sei die nicht besonders gute Positionierung Österreichs in den verschiedenen Standortwettbewerbsrankings. Gemeinsam mit Deutschland verliere man den Anschluss an das globale Spitzenfeld. Auch die aktuell „sinkende Inflation“ von 4,5 Prozent im Jänner sei kein Grund zum Jubeln – immerhin habe sich dadurch der Preisanstieg nur etwas verlangsamt, aber wir liegen damit immer noch meilenweit über dem EU-Schnitt. 

Man sei als Industrie in einem inflationären Umfeld in eine Rezession gerutscht, betonte Pochtler anschließend. Das lasse wenig Optimismus für den konjunkturellen Ausblick in Österreich und Europa zu. Was es nun brauche, seien Budgetdisziplin, strukturelle Reformen und mehr Fokus auf Leistung, Leistungsbereitschaft und Eigenverantwortung. Pochtler: „Die Politik muss dazu auch gar nichts beitragen – außer die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und die Industrie ohne bürokratische Hürden arbeiten zu lassen.“ 

Oberst Markus Reisner zur geopolitischen Situation 

Als ersten Gast im Rahmen der Sitzung begrüßte der Vorstand der IV-Wien Oberst Markus Reisner, den Kommandanten der Garde. Er gab in seinem Vortrag einen Überblick über die geopolitische Lage in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine sowie im Nahen Osten. Dabei analysierte er globale machtpolitische Zusammenhänge sowie Abhängigkeiten und beleuchtete insbesondere drohende Auswirkungen der Kriege auf Europa und Österreich. „Die Entscheidungen, die wir jetzt in Europa und in Österreich treffen, werden für die zukünftigen Generationen maßgeblich sein“, erläuterte Reisner in diesem Zusammenhang. 

Aufgrund dieser Entwicklungen brauche es jedenfalls ein „Umdenken“, wie Präsident Pochtler ergänzte: „Wir müssen als Europäer unsere Verteidigungsfähigkeit wieder erhöhen – und das betrifft ganz klar auch uns in Österreich; wir dürfen uns nicht immer hinter unserer Neutralität verstecken.“

Stadtrat Hanke zur Zukunft des Wirtschaftsstandorts

Im gemeinsamen Dialog von Präsident Pochtler und dem zweiten Gast der Vorstandssitzung, Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, wurde insbesondere die aktuell schwierige wirtschaftliche Ausgangslage der Industrie erörtert. Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts – nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Lohnkosten – stelle viele Betriebe vor große Herausforderungen. Der Ausblick auf 2024 sei daher aus wirtschaftlicher Perspektive nicht vielversprechend.  Neben dem großen Handlungsbedarf bei Steuern und Abgaben müsse man sich jedenfalls um die zukünftige Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen kümmern. „Die Stadt möchte hier ihr Möglichstes beitragen und in den nächsten Jahren stark investieren. Es gilt jedenfalls, stets in unterschiedlichsten Szenarien zu planen, um mit den Veränderungen in der Welt mithalten zu können – ansonsten bleibt man auf der Strecke“, so Stadtrat Hanke.